EXASOL: Auf dem Weg zum Big Player?

Neulich las ich mal wieder eine Börsenzeitung und dabei stolperte ich über einen Artikel der Firma EXASOL. Das fand ich deshalb spannend, da ich die Aktie bereits seit dem Börsengang verfolge und seit dem auch selbst im Depot habe. Heute möchte ich euch das Unternehmen etwas genauer vorstellen, weil mir die Story gefällt und ich glaube, dass das Geschäftsmodell sehr zukunftsträchtig ist.


Was macht EXASOL (WKN: A0LR9G)?

Exasol stellt eine Software bereit, die es erlaubt die Daten eines Unternehmen automatisch zu analysieren. Dies bildet die Grundlage für effizientere und schnellere Geschäftsentscheidungen. Die Software kann dabei plattformunabhängig verwendet werden. Der Kunde hat die Möglichkeit die Software auf den eigenen Servern zu installieren, oder über eine Cloud (z.B. Amazon Web Service, Azure (Microsoft) etc.) auf den Service zuzugreifen. Der Umsatz soll in erster Linie durch wiederkehrende Zahlungen (Abonnenten- und Laufzeitverträge) erwirtschaftet werden. Die Höhe der Zahlungen orientiert sich an den Datenmengen die analysiert werden (vgl. Exasol 2020). Zu den Kunden gehören zur Zeit beispielsweise Vodafone, OTTO, Zalando und eventim (vgl. Exasol 2020).

 

EXASOL in Zeichen von Big Data und künstlicher Intelligenz (KI)

Wie steht es nun um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens? Da der Umsatz von EXASOL an die Menge der zu analysierenden Daten gekoppelt ist, lohnt es sich einen Blick in die Zukunft zu wagen. Im Einzelnen: Wie entwickelt sich die Menge der Daten bei potentiellen Kunden? Im Jahr 2018 veröffentlichte der Festplattenhersteller Seagate und das IT-Marktbeobachtungshaus IDC eine Studie, die genau diesen Sachverhalt untersucht hat. 

In Zeiten von Facebook, Instagram, Amazon und Co. verwundert das Ergebnis nicht. So soll sich das Datenvolumen in den nächsten fünf Jahren mehr als verdreifachen (vgl. IDC 2018). Die Herausforderung ergibt sich dabei in der Verarbeitung der Daten. Denn das Sammeln der Daten ist die eine Seite der Medaille, aber eine effiziente und effektive Nutzung die Andere. Und genau hier setzt die Software von EXASOL an. Helfen soll dabei auch künstliche Intelligenz, also Algorithmen die selbstständig lernen und arbeiten. Summa summarum stehen die Zukunftschancen nicht schlecht, vorausgesetzt EXASOL schafft es das Marktpotential zu nutzen.  

 

Mit wem konkurriert EXASOL?

Es wurde bereits verdeutlicht, dass das Marktpotential enorm ist. Doch das ist nutzlos, wenn es nicht gelingt Marktanteile abzuschöpfen. Und an diesem Punkt könnte es durchaus holprig werden, wenn wir uns die Konkurrenz von EXASOL anschauen. Denn da haben wir unter anderen die Branchenriesen ORACLE, Microsoft, IBM und SAP. Zu den Unternehmen muss nicht mehr viel gesagt werden. Doch möchte EXASOL in der 1. Liga mitspielen, so muss die Performance der Software den Kunden überzeugen. Geht es nach Aaron Auld, dem CEO, so stehen die Chancen  darauf nicht schlecht. In einem Interview mit Der Aktionär stellt Auld heraus das die Outperformance seiner Software um den Faktor 100 schneller ist als die vergleichbarer Konkurrenzprodukte (vgl. Der Aktionär 2020). Was die Worte wert sind wird wohl erst die Zukunft zeigen.

 

Die bisherige Unternehmensperformance

Am 21. September 2020 hat EXASOL den Halbjahresabschluss veröffentlicht. Im ersten Halbjahr verdiente EXASOL einen Umsatz von 10,1 Mio. Im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres lag der Umsatz noch bei 11 Mio. EUR. Der Rückgang ist durch die Umstellung von einmaligen zu laufenden Lizenzerträgen zu erklären. Da für die Bewertung eines Unternehmens die zukünftigen Mittelzuflüsse von großer Bedeutung sind, lohnt sich ein Blick auf die Entwicklung des Annual Recurring Revenue (ARR), auf Deutsch: die wiederkehrenden, jährlichen Umsatzerlöse. Dieser Wert ist zwischen Juni 2019 und Juni 2020 um 30% auf 20,1 Mio. EUR gestiegen (vgl. EXASOL 2020). Darüber hinaus konnten im ersten Halbjahr 2020 16 Neukunden gewonnen werden. EXASOL beschreibt sich selbst als Unternehmen in der Wachstumsphase. Was bedeutet das nun für mich als Anleger? Der wohl wichtigste Punkt ist, dass Wachstum Geld kostet. Ob Personal, Marketing, Material oder die Entwicklung neuer Produkte. Wachstum ist kapitalintensiv. Auch bei EXASOL ist dies bereits erkennbar. So sind die Personalkosten im 1. HJ bereits um 44 ,2% auf 18,6 Mio. EUR gestiegen, sodass unterm Strich ein operatives Ergebnis von -15 Mio. EUR resultierte (vgl. EXASOL 2020). Im Zuge der Wachstumsphase werden die Verluste weiter steigen, insbesondere wenn es darum geht neue Märkte zu erschließen. Aber das ist nicht schlimm, wenn es dem Unternehmen tatsächlich gelingt zu wachsen. Daher sollten Anleger in Zukunft die Entwicklung der wiederkehrenden Umsätze und der Neukunden im Auge behalten. 

Die Eigenkapitalquote von 45,3 % und liquide Mittel in Höhe von 40,4 Mio. EUR (vgl. EXASOL 2020)signalisieren zunächst Stabilität, allerdings resultiert der Anstieg in erster Linie durch den Börsengang 2020. Auch diese Werte sollten im Blick behalten werden, da sie ein Indiz für eine mögliche Kapitalerhöhung sein können.

 

EXASOL Aktie: Auf zu neuen Höhen

Im Mai 2020 ging EXASOL als erstes deutsches Unternehmen in diesem Jahr an die Börse. Mit einem Ausgabepreis von 14 EUR lag die Aktie fast 50 % über dem Ausgabepreis von 9,50 EUR (vgl. BÖRSE am

Sonntag 2020). Seit dem ist  die Aktie bis auf 21 EUR gestiegen. Eine beachtliche Rally. EXASOL weist derzeit (Stand: 29.09.2020) ein erwartetes KUV von 21,9 auf. Also ein ziemlich sportlicher Wert, gerade wenn man sich die Konkurrenz anschaut. So hat SAP einen KUV von 5,89, Oracle von 4,3 und Microsoft von ca. 8. Ein weiterer Newcomer im Bereich Datenbankanalyse ist Snowflake. Auch diese Aktie hat einen rasanten Start an der Börse hingelegt und besitzt mittlerweile ein KUV von über 100. Die letzten ein bis zwei Wochen ist die Aktie von EXASOL ziemlich heiß gelaufen, sodass interessierte Anleger zunächst einmal abwarten sollten bis sich eine günstige Gelegenheit für einen Einstieg ergibt.

Langfristig sehe ich bei der Aktie enormes Potential, wenngleich ein Investment mit gewissen Risiko verbunden ist. Aber die Menge der Daten steigt, die Nachfrage nach Analysesoftware auch und auch das Thema künstliche Intelligenz ist ein Megatrend. Wenn es EXASOL nun gelingt sich am Markt zu behaupten, ist die Aktie ein lohnendes Investment für die kommenden Jahre.

 

Autor: Steve Noack


Quellenübersicht:

  1. Exasol (2020). Exasol Halbjahresabschluss 2020. Abrufdatum: 28.09.2020, von: https://ir.exasol.com/websites/exasol/German/3000/berichte-und-praesentationen.html.
  2. Exasol (2020). Präsentation 1H 2020. Abrufdatum: 28.09.2020, von: https://ir.exasol.com/websites/exasol/German/3000/berichte-und-praesentationen.html.
  3. IDC (2018). The Digitization of the World. Abrufdatum: 28.09.2020, von: https://www.seagate.com/files/www-content/our-story/trends/files/dataage-idc-report-final.pdf.
  4. Der Aktionär (2020): Exasol: "Unsere Erfahrung ist, dass wir um den Faktor 100 schneller sind als die Konkurrenzprodukte" – CEO Aaron Auld im Exklusiv-Interview – Teil 1. Abrufdatum: 28.09.2020, von: https://www.deraktionaer.de/artikel/medien-ittk-technologie/exasol-unsere-erfahrung-ist-dass-wir-um-den-faktor-100-schneller-sind-als-die-konkurrenzprodukte-ceo-aaron-auld-im-exklusiv-interview-teil-1-20207823.html.
  5. Finanzen.net (2020): Exasol Aktie. Abrufdatum: 29.09.2020, von: https://www.finanzen.net/aktien/exasol-aktie.
  6. BÖRSE am Sonntag (2020): Börsendebüt von Exasol: Das spricht für eine Erfolgsgeschichte. Abrufdatum: 29.09.2020, von: https://www.boerse-am-sonntag.de/spezial/artikel/ipo-von-exasol-ueberzeugt-anleger.html.