Das Grundlagendepot

Die Grundlagen sind gelegt. Das Depot ist eingerichtet. Nun zeig ich euch eine einfache Möglichkeit das Depot zu gestalten. Ohne ständiges kaufen und verkaufen. Ohne Angst den richtigen Kauf-/Verkaufszeitpunkt zu verpassen. Gerade für Neulinge ist es schwer sich im Jungel der Wertpapiere zurecht zu finden. Das Nachfolgende Depot eignet sich für Anleger die langfristig, nachhaltig und breit gestreut ihr Vermögen anlegen wollen.

 

Gerade zu Beginn ist es wichtig eine stabile Basis zu legen. Das heißt wir müssen die Wertpapiere breit streuen. Es bringt nichts sich zu Beginn zwei Aktien ins Depot zu legen. Durch dieses Klumpenrisiko würdet Ihr alles auf eine Karte legen. Daher eignen sich Fonds insbesondere für Neulinge.


Aktiv oder passiv verwalteter Fond?

Möchtet Ihr mit wenig Kapital in möglichst viele Aktien investieren, so besteht die Möglichkeit dies durch Fonds zu machen. Bei einem Fond zahlen alle Anleger in einen Topf. Das eingezahlte Geld wird dann für Investitionen genutzt.

Hierbei unterscheiden wir zwischen aktiv und passiv verwalteten Fonds. Bei einem aktiven Fond gibt es einen Fondmanager der den Fond verwaltet. Das heißt er kauft und verkauft Aktien nach bestimmten Kriterien die dem Fond entsprechen. Nach welchen Thema der Fond das verwaltete Geld anlegt ist dabei absolut unterschiedlich. So kann sich der Fond mit bestimmten Branchen oder Ländern/ Regionen beschäftigen. Da hier der Aufwand höher ist, sind auch die Kosten für einen aktiven Fond höher.

Ein passiver Fond bildet dagegen einen Index nach. Das heißt er wird nicht aktiv verwaltet. Bei einem ETF (Exchange Traded Fund) handelt es sich genau um die Art von Fonds. Da hier der Verwaltungsaufwand wesentlich geringer ist, sind auch die Kosten geringer.

 

Sind aktive Fonds denn immer schlecht?

Definitiv Nein! Es gibt durchaus sehr gute Fonds mit guten Renditen. Aber ein aktiver Fond macht nur dann Sinn, wenn er langfristig den passiven Fond schlägt oder wenn es gar keinen vergleichbaren, passiven Fond gibt. Stellt euch vor Ihr wollt in den DAX investieren. Dieser umfasst die 30 größten Unternehmen in Deutschland. Hierfür gibt es eine Menge an ETF die Ihr nutzen könnt. Wenn Ihr nun mit dem Gedanken spielt einen aktiven Fond zum Thema DAX zu wählen, dann müsst Ihr euch die Frage stellen. Ist der Fond so gut, dass er den ETF langfristig (abzüglich aller Kosten) schlagen kann? Das wird sehr schwierig. Der Dax umfasst nur 30 Unternehmen, die darüber hinaus tagtäglich in den Medien sind. Wieso sollte ich einen Manager bezahlen um aus 30 Unternehmen noch ein paar herauszufiltern die derzeit nicht so gut sind. In diesem Fall rate ich davon ab.

Anders sieht es bei Themen aus:

  • zu denen es wenige oder unvollständige Informationen gibt oder,
  • die sehr komplex zu verstehen sind.

Ich habe zum Beispiel einen weltweiten, aktiv verwalteten Fond zum Thema Gesundheit, in dem auch in Biotechnologie Unternehmen investiert wird. Da die Entwicklung von Medikamenten so komplex ist und ich davon keine Ahnung habe, lohnt es sich hier auf einen aktiven Fond zu setzen.

 

Sonderfall geschlossener Fond

Ein Sonderfall stellt ein geschlossener Fond dar. Für bestimmte Projekte werden immer wieder geschlossene Fonds angeboten. Diese werben mit Renditen von mehr als 10%. Dies klingt auf dem ersten Blick sehr verlockend. Aber Vorsicht! Bei einem geschlossenen Fond zahlt Ihr euer Geld ebenfalls in einen Topf. Das besondere ist jedoch, dass Ihr das Geld nicht so einfach abziehen könnt, da Ihr zu Beginn eine bestimmte Laufzeit vereinbart. Diese Fonds investieren dann zum Beispiel in Containerschiffe, Bürogebäude oder Wälder.

Da sich die Fonds meist auf einzelne Projekte konzentrieren, besteht auch hier ein enormes Klumpenrisiko. Ich rate, insbesondere Neulingen, hiervon ab. Auf meinem Blog werde ich auch keine Wertpapiere von geschlossenen Fonds empfehlen.


Das Grundlagendepot

Die Nachfolge Grafik veranschaulicht einen zweckmäßigen Aufbau eines Grundlagendepots. Einmal eingerichtet werdet Ihr sehen, dass Ihr langfristig eine Rendite erzielt an die das Sparbuch nicht annähernd herankommt. Wie Ihr (vielleicht) bereits erkannt habt, orientiert sich die Grafik an der Maslowschen Bedürfnispyramide. Vereinfacht gesagt haben wir unterschiedliche Bedürfnisse die unterschiedlichen Prioritäten zugeordnet sind. Erst wenn ein Bedürfnis befriedigt ist kann in die nächste Stufe aufgestiegen werden und umgekehrt.

Dieses (stark vereinfachte) Prinzip können wir auf Wertpapiere übertragen, wobei die Übergänge durchaus fließend sein können. Zum Beispiel wenn wir gleichzeitig  in zwei Wertpapiere durch einen Sparplan investieren.

Wenn Ihr zum ersten Mal ein Depot anlegt solltet Ihr mit einem sehr breiten ETF starten. Ist die Basis gelegt, so könnt Ihr eine Stufe aufsteigen und in einen ETF anlegen der nun immer spezieller wird und beispielsweise nur noch bestimmte Länder oder Themen umfasst. Nachfolgend stelle ich euch die ETF der Pyramide etwas genauer vor.

 

MSCI World

Der MSCI World bildet ca. 1600 Unternehmen aus 23 Industrienationen ab. Dadurch ist euer Geld sehr breit angelegt. Zwar gibt es im MSCI World sicher auch Unternehmen die nicht so gut performen. Aber durch die breite Streuung (auch Diversifizierung genannt) haben wir hier ein geringes Risiko mit einer moderaten Rendite.

Hier könnt Ihr euch die Entwicklung des MSCI World im Verlauf der letzten 10 Jahre ansehen. Durch die Breite Streuung ist das Risiko entsprechend gering. Das seht Ihr an der geringen Schwankung. Und dennoch hat der MSCI World in den vergangenen 10 Jahren seinen Wert verdoppelt.  

 

 

 

 

MSCI Emerging Market

Ist die Basis gelegt, so empfehle ich in den MSCI Emerging Market zu investieren. Dieser Index umfasst ca. 1400 Aktienwerte. Die Besonderheit ist, dass diese Aktienwerte lediglich aus den wichtigsten Schwellenländern stammen.

Wie Ihr seht haben wir hier viel mehr Schwankungen als beim MSCI World Index. Das heißt das Risiko ist höher, dafür jedoch auch die Rendite. Dass das Risiko von Unternehmen aus Schwellenländern höher ist liegt auf der Hand. Die Unternehmen sind kleiner, der Markt ist dynamischer. Ihr wundert euch nun sicherlich warum der Index vor 10 Jahren auf dem Niveau von heut ist. Nun ja wie bereits beschrieben hängt dies mit dem höheren Risiko zusammen und dem Ausschnitt der betrachtet wird. Anfang der 2000er stand der Index bei 250, vor der Finanzkrise bei ca. 1300 und am Tiefpunkt der Finanzkrise bei ca. 500. Wir sehen die Dynamik. Daher ist es wichtig langfristig und kontinuierliche anzulegen. Dadurch werden diese Schwankungen geglättet. Rechnen wir dann noch die Ausschüttungen hinzu, dann ergibt sich auch hier eine ansehnliche Rendite.

 

SDAX

Jeder von euch hat sicherlich schon einmal etwas über den DAX gehört. Egal ob im TV, in Zeitungen oder im Internet. Geht es um die Börse spielt der DAX immer eine Rolle. Dabei ist der DAX die Abkürzung für Deutscher Aktienindex. Er spiegelt die Entwicklung der 30 größten Unternehmen in Deutschland wider. Nun erschließt sich vielleicht die Bedeutung in den Medien. Der DAX hat aber noch viele Geschwister (MDAX, TechDAX, FamilyDAX etc.). Einer davon ist der SDAX (Small-Cap-DAX). Dieser zeigt die Entwicklung von 70 kleineren Unternehmen. Allerdings können in diesen Index nur Unternehmen aus dem Prime Standard aufgenommen werden. Unternehmen die dem Prime Standard entsprechen, müssen besonders hohe Transparenzanforderungen erfüllen (z.B. Quartalsfinanzbericht, Ad-hoc Mitteilungen in englischer Sprache etc.). Durch einen ETF auf den SDAX erhöhen wir die Dynamik in unserem Depot. Ihr seht, dass sich der Wert des Index innerhalb von 10 Jahren fast vervierfacht hat. Im Gegensatz zu DAX Unternehmen sind kleinere Firmen oft flexibler und können schneller auf Krisen oder Veränderungen reagieren. Auch wenn kleinere Unternehmen anfälliger für Insolvenzen sind, so glättet der Index dieses Risiko, sodass es im Verhältnis zur Rendite hinnehmbar ist. Nur zum Vergleich: Der DAX hat sich in der gleichen Zeit "lediglich" verdoppelt.

 

NASDAQ 100

Während der DAX in Deutschland sehr populär ist, so muss man in den Medien schon genauer hinhören wenn man etwas über den NASDAQ 100 erfahren will. Schaut man sich jedoch an welche Unternehmen in dem Index gelistet sind so macht es durchaus Sinn sich mit ihm zu beschäftigen. Denn der NASDAQ 100 umfasst die 100 am stärksten kapitalisierten, Nicht-Finanzunternehmen. Prominente Beispiele sind Amazon, Facebook oder Apple, um nur einige zu nennen. Auch dieser Index hat sich in den vergangenen 10 Jahren nahezu vervierfacht. Die meisten Unternehmen in dem Index stammen aus den USA und sind Technologiefirmen. Wenn Ihr euch die genaue Liste einmal anschaut, dann wird euch klar warum wir diesen Index über einen ETF in unserem Depot haben wollen. Gerade langfristig kommt man an den Technologieriesen aus den Vereinigten Staaten nicht vorbei.

ESG

Kommen wir zu unserem letzten Bestandteil des Grundlagendepots. Und zwar ein ETF der die ESG Kriterien erfüllt. Nun werdet Ihr euch sicher fragen was ESG überhaupt bedeutet. Zu Recht! Denn dieses Thema ist erst seit wenigen Jahren populär. ESG ist die Abkürzung für Environment, Social und Governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Es ist ein Standard der verlangt, dass diese drei Bereiche nachhaltig ausgerichtet sind. In den Bereich Umwelt spielt beispielsweise ein verantwortungsbewusster Umgang mit der Umwelt und Ressourcen hinein. Die Säule "Soziales" beinhaltet den Umgang mit Mitarbeitern und der Gesellschaft (z.B. Arbeitsschutz, gesellschaftliches Engagement). Dagegen befasst sich eine nachhaltige Unternehmensführung mit Strukturen die Transparenz fördern und dafür sorgen, dass die zwei anderen Säulen etabliert und umgesetzt werden.

 

In Zeiten des Klimawandels und der Verknappung von Rohstoffen kommt ein verantwortungsbewusster Umgang mit Ressourcen eine immer höhere Bedeutung zu. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen und sicher auch noch verstärken. Wie kann ich als Anleger davon profitieren? Nunja, es gibt nicht "den einen" ETF auf ESG. Sondern die Auswahl ist hier sehr groß. Nach und nach werden immer mehr Produkte angeboten die das nachhaltige wirtschaften in den Fokus rücken.

 

Ein Beispiel ist ein ETF von UBS mit dem Namen: UBS ETF MSCI World Socially Responsible UCITS ETF. Dieser ETF nimmt als Grundlage den MSCI World und bewertet jedes einzelne Unternehmen nach den ESG Kriterien auf einer siebenstufigen Skala. In die Bewertung werden dann nur die Unternehmen aufgenommen, die mindestens die Note "gut" bekommen. Zur Zeit erfüllen diese Bewertung ca. 380 Unternehmen.  Aber Ihr werdet sehen, wenn Ihr euch nur 10 Minuten Zeit nehmt, dann findet Ihr unzählige Produkte zu diesem Thema. Wichtig dabei ist lediglich das Ihr die laufenden Kosten im Blick habt.

 


Wie viel Geld soll ich nun pro Stufe investieren?

Wie Ihr euch vielleicht denken könnt gibt es keine pauschale Antwort auf diese Frage. Denn das ist abhängig von eurem verfügbaren Vermögen bzw. von eurer monatlichen Sparrate. Wichtig ist, dass Ihr mit der Basis der Pyramide beginnt, also mit dem breiten Index. Habt Ihr gar kein Cash auf der Hand, sondern wollt monatlich was sparen, bietet sich ein Sparplan an. Diese können bereits ab einem geringen Betrag angelegt werden und kosten in der Ausführung (je nach Anbieter) teilweise gar nichts. Es gibt dabei verschiedene Gestaltungsformen. Ihr könnt monatlich den gesamten Betrag in einen ETF anlegen, oder aber Ihr teilt den Betrag auf zwei oder drei ETF auf. Zunächst sollte euer Ziel sein, dass Ihr in jeden ETF ca. 1500 Euro angelegt habt. Darauf kann anschließend aufgebaut werden (z.B. durch qualitativ hochwertige Einzelaktien, schaut hierfür in Zukunft auf Steve´s Depot).

Wollt Ihr euer Geld einmalig anlegen, so achtet bitte darauf, dass der Betrag nicht zu gering ist. Denn stellt euch vor Ihr kauft für 100 EUR einmalig einen ETF und müsst dann noch 10 EUR Gebühren zahlen (siehe auch den Artikel zur Depotauswahl). Dann startet Ihr gleich zu Beginn mit einem ordentlichen Minus. Ich persönlich lege immer mindestens 1000 EUR an um die Transaktionskosten gering zu halten.

 


Fazit

Die Grundlagen sind gelegt. Das Depot ist eingerichtet. Ihr kennt dein Aufbau und die Struktur eines Grundlagendepots mit dem Ihr ziemlich wenig Arbeit habt. Einmal den Sparplan erstellen und schon kann das Geld für euch arbeiten.

In den folgenden Beiträgen werde ich nun mehr und mehr Steve`s Depot einrichten. Dieses soll eine Auswahl an Aktien beinhalten, bei denen ich glaube das sie langfristig Erfolg haben. Zwischendurch werde ich aktuelle Themen aus der Börsenwelt aufgreifen, kommentieren und weiteres Grundlagenwissen vermitteln. Also bleibt dran!

 

Viele Grüße!

 

Steve